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Toskana

Toskana ist eine Region in Mittel-Italien, wohin man mit dem Wohnmobil unbedingt fahren soll. Wenn man die Forums und verschiedene Webseiten liest oder ins Gespräch mit den Wohnmobil-Besitzern kommt, stellt man fest, jeder war schon in Toskana. Einige kehren immer wieder gerne zurück und alle sind über diese italienische Landschaft begeistert. Die Hügel, Weinberge, alte Städte, wundervolle Farben, vorzügliches Essen und Getränke – all das ruft und lockt an. 

OK, ich bin nicht gerade ein Wohnmobil-Typ, genieße es aber damit zu reisen, deshalb wurde die Entscheidung gefällt: wir auch! Wann! Möglichst bald! Wie lange? Na ja, das ist schon ein Problem… Sagen wir am Mittwoch, am Sonntag fahren wir zurück. Es ist nicht lange, doch etwas ist es schon. Ich verabredete mich mit dem Mitarbeiter und wir wählten einen Termin Ende Mai. In dieser Zeit blüht alles sehr schön, der Frühling erreicht seinen Höhepunkt, das Wetter ist im Prinzip schön, kurz und gut ein idealer Termin.

Na ja, der Mensch denkt, Gott lenkt …! Schon einige Tage vor dem ausgewählten Termin war es klar, dass wir die Rechnung ohne den Wirt machten. Der Monat Mai war im wahrsten Sinn des Wortes nicht der Mai, sondern später April. Aber nicht launisch wie der April, sondern dickköpfig regnerisch. Gut, fahren wir dann nach dem 15. Juni. Was wir sagten, sagten wir! Natürlich kam es gleich zu einem kleinen Hindernis, diesen Mittwoch hatte ich noch eine obligatorische Schulung, zum Glück in Strunjan. So fuhren meine Mädels und ich mit dem Wohnmobil bis Strunjan, wo sie den ganzen Tag die Sonne genossen könnten, ich dagegen musste mich mit der Schulung vergnügen, die erst um 17.00 Uhr fertig war. Der Dozent hatte seine Vorlesung nicht Mal eine Minute früher abgeschlossen. Wir überlebten auch diese irrelangen Minuten und 17.00 Uhr begann die Reise Richtung Florenz. Ich ließ also den Motor an, stellte die Navigation auf die gewünschten Koordinaten und wir fuhren nach Triest. Und siehe da, sofort nach der Ankunft in Triest wählte Navi den kürzesten möglichen Weg, der nur für einen Fiat-Kleinwagen geeignet ist und nicht für eine sieben Meter lange »Kuh«. Auf einmal landete ich in einer schmalen, steilen Straße, die immer steiler wurde… Meine Mädels wurden auf einmal ganz blass, und ich sagte ein paar Schimpfwörter, die aber für diesen Text nicht geeignet sind. Es ist mir irgendwie gelungen den Wohnmobil zu drehen, ich weiß noch heute nicht, wie. Für Millimeter in die Breite, Länge und Höhe. Zuerst schaltete ich Navi aus und dann kam ich problemlos durch den ganzen Triest auf die Autobahn.

Hinsichtlich darauf, dass das Ziel Florenz war, durften wir keine Zeit mehr verlieren. Ich fuhr mutig auf der Autobahn und die Orte flogen einfach an uns vorbei. Etwas weiter von Bologna weg dagegen passierte wieder etwas … Ich überholte gerade den LKW, als auf einmal in der Armatur die gelbe Leuchte aufleuchtete und das Wohnmobil begann an der Geschwindigkeit zu verlieren. Der LKW-Fahrer war vollkommen davon überzeugt, dass ich ihn verscheißen wollte … und schaltete wütend alle Leuchten an, die er zur Verfügung hatte und hupte. Er hatte nicht ein wenig Arsenal! Vor dem wütenden LKW-Fahrer rettete mich die Ausfahrt, die wir ein Wunder vor mir erschienen ist. Ich fuhr Richtung Ausfahrt in eine Industriezone. Das Wohnmobil entschied sich, nicht mehr als 2000 Drehungen von sich zu geben. Jetzt kamen wieder alle Schimpfwörter auf die Reihe, die mir bekannt waren, und ich versuchte mit meinem spärlichen Wissen festzustellen, was nicht in Ordnung ist. Die Tatsache, dass ich ein paar Mal mit den Mechanikern auf einer Brotzeit war, half mir überhaupt nicht weiter. Es half mir aber, dass ich einen von denen anrief und wir stellten fest, dass mit der Elektronik etwas nicht in Ordnung sei und weiterhin nichts Schlimmeres ist. Wirklich, ich schaltete den Motor aus, ließ es wieder an und alles war wieder in Ordnung. Der Motor funktionierte, als vorher nichts gewesen wäre. Halunke! Etwas ängstlich und voller Hoffnung fuhr ich weiter und kam um 23.00 Uhr ans Ziel. Ein großer Wohnmobil-Stellplatz, ein richtiger Campingplatz. Fast voll belegt, schön ordentlich und in der Nähe der Stadt. Super. Es folgte der wohlverdiente Schlaf, nach zwei Schocks hatte ich ihn genossen.
Mit meiner Frau erwachte ich an einem wunderschönen Morgen. Um 7.00 Uhr waren wir schon auf dem Fahrrad und fuhren ins Zentrum von Florenz. Die Straßen waren vollkommen leer, wir trafen nur ab und zu einen schläfrigen Einheimischen und einige Straßenkatzen. In eineinhalb Stunden waren die Straßen ordentlich voll, und wir gingen in all diesen schmalen Straßen verloren. Ich machte mich wichtig, zog aus der Tasche das Handy und wartete, dass mir Mister Google aus der Sackgasse helfen wird. Aber es ging nicht. In diese schmalen Straßen kann nicht einmal der Satellit eindringen, so war das Gespräch mit einer freundlichen Einheimischen dringend nötig. Nach der Rückkehr auf den Campingplatz und nach dem Frühstück fuhren wir alle mit dem Bus ins Zentrum und erkundeten bis Mitte Nachmittag die wunderschöne Stadt. Der Unterschied war nur, dass am Morgen die Stadt vollkommen leer war und tagsüber gerammelt voll. Es ist nicht seltsam, dass die Touristen den Einheimischen ein wenig auf die Nerven gehen.

Gegen 17 Uhr machten wir uns auf den Weg zu einem neuen Standort. Der neue Wohnmobilstellplatz sollte sich außerhalb der Stadt, in der Natur, befinden, und so war es auch. Er ist ein Teil des Weinbau-Hofguts. Überall nur Weingarten und saubere Natur. Na ja, es gab nur eine Kleinigkeit … Ein wenig vor dem Wohnmobilstellplatz fuhr die Straße durch das Dörfchen, wo ein Teil der Straße sehr eng ist. Fast zu eng. Ich blieb vor der Verengung stehen, und dachte, ob ich weiter fahren soll oder nicht … Es bleibt nur abzuwarten! Meine Frau stieg aus, um vorne die Kontrolle zu haben, ich klappte den Autospiegel zusammen und fuhr los. Um Zentimeter. Das Gefühl war nicht gerade angenehm, doch ich kam ohne eine Schramme aus der Sache heraus. Der Wohnmobilstellplatz war vollkommen leer, schön ordentlich, und wir fühlten und wie Könige. Es gab genügend Platz, einen dicken Schatten, das Wasser, die Elektrik, kurz und gut alles wie eine Tombola. Hier übernachten wir und machten uns am Morgen (wieder um Zentimeter) Richtung Siena. Unter der Stadt fanden wir einen Parkplatz mit Parkgebühr und einen Jungen aus Kosovo. Aufgrund der Brüderlichkeit und Einheitlichkeit gab er uns zwei Parkscheine für den Preis von einem. So etwas kann auch der Franz aus München nicht bekommen! Siena ist eine wunderschöne Stadt. Die engen Straßen,  der prächtige Markt und die Gebäuden raubten uns den Atem. Wir wollten ursprünglich nur etwa drei Stunden bleiben, doch wir blieben fast den ganzen Tag. Es lohnte sich.

Dann fuhren wir Richtung San Gimignan, einem Städtchen voll von Türmen. Schon der erste Anblick ist schön, die Türme steigen Richtung Himmel als so eine Art Wächter über die Stadt. So nebenbei, kurz vor San Gimignanon sahen wir die einzige Lavendelplantage, und sogar die war recht klein. Gut, für das Foto reicht‘s. Wir parkten auf dem Campingplatz in nächster Nähe von San Gimignan. So hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf die Türme. Mit meiner Frau fuhren wir schon in der Dunkelheit mit den Fahrrädern los. Die Stadt war bei der Dämmerung sehr zauberhaft, die Lichter verliehen einen mystischen Hauch. Ich fuhr noch einmal in der Morgenfrühe alleine los, um Fotos beim Morgenlicht zu machen. Der Sonnenaufgang zwischen den Türmen war wundervoll. Die Farben sind die schönsten am Morgen, wenn das Licht weich und die Luft sauber ist. Ganz besonders reizvoll für mich ist die Stadt früh am Morgen zu besuchen, wenn die Straßen leer sind, wenn man jemand von den Einheimischen, den Müllmann, den Zusteller oder die Straßenkatzen trifft, die später dem Stadtrummel ausweichen.

Und wirklich, später bei gemeinsamem Spaziergang war wieder ein unbeschreibliches Gedränge, wir konnten uns kaum zwischen all den Leuten bewegen. Aber auch das hat einen ganz besonderen Reiz, wenn das Leben aufblüht. Die Geschäfte sind voll, die Lokale auch, überall hört man verschiedene Sprachen. Nach der beendeten Stadtbesichtigung und erledigten Einkäufen fuhren wir mit dem Bus zurück zum Campingplatz. Der Busfahrer war wahrscheinlich in seinem vorigen Job als Fahrer von Kartoffeln zuständig.  In meinem ganzen Leben habe ich so eine irre Fahrt noch nie erlebt.  Der Busfahrer wollte offensichtlich den Geschwindigkeitsrekord brechen. Er kreuzte die Kurven, beschleunigte so viel, wie der Motor aushielte und bremste im letzten Augenblick. Pures Adrenalin, jedoch amüsant bis zum Schluss. Nach dem erfolgreich beendeten Rally packten wir unsere Sachen und fuhren Richtung Pizza. Den Turm soll man unbedingt besichtigen, bevor er einstürzt. Sie sagen, der Turm wurde ausgehärtet, doch man weiß es nie …

Die Fahrt zwischen San Gimignanom und Pizza dauerte knapp drei Stunden, jedoch war sie interessant, denn Toskana ist einfach schön. Die ganze Zeit erschienen wundervolle Ausblicke, jedes Mal anders und schöner. Weinberge, Wiesen, Felder, Sonnenblumen, Zypresse, Hügel und angenehme Straßen…
Der Navi irrte sich fast nichts und nach einer kleinen Korrektur kamen wir zum Campingplatz, 15 Minuten zu Fuß von dem berühmten Turm entfernt. Natürlich konnten wir nicht abwarten und rannten sofort zum Turm. Dort stand er in all seiner Schönheit und Neigung, und gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass er jemals einstürzen würde. Rund um und auf dem Turm dagegen das Menschengedränge. Die Hälfte davon fotografierten sich und die meisten in der charakteristischen Pose, als ob sie den Turm stützen wollten. Das ist ebenso. Wir hatten die Idee, den Turm zu besteigen, doch weil wir keine Liebhaber von Warteschlangen sind, haben wir diese Freude den Menschen überlassen, die gerne warten. Wir machten lieber ein paar Runden rund um den Turm und hielten und die lästigen Negern vom Hals, die alle Selfie-Stangen verkauften. Letztendlich hatten wir doch mit einem Erbarmen und haben ihm eine abgekauft. Nach der Besichtigung des Turms und der Kirche begaben wir uns in die Stadt, bis zum Fluss und dann zum Campingplatz. Wenn ich es nicht sehen würde, würde ich es auch nicht glauben. Die Stadt war auf einmal vollkommen leer, als es eine ganz andere Welt wäre. Offensichtlich rennen alle nur zum Turm, das andere interessiert sie nicht.

Auf dem Campingplatz machten wir uns unser letztes Abendmahl, denn es war schon Samstag. Am Sonntagmorgen erreichte uns die Sonne schon auf der Autobahn bei der Fahrt nach Hause. Diesmal ohne Probleme, ohne Komplikationen, alles lief wie geschmiert.

In diesen Tagen hatten wir viel gesehen und erlebt, jedoch es blieben trotzdem noch viele Orte übrig, die wir wegen dem Zeitmangel nicht sahen. Egal, Toskana war schon vor uns schön und wird noch lange bleiben, deshalb werden wir diese Region ganz bestimmt irgendwann noch einmal besuchen.

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